Textbeschreibung
Ein ruhiges Haus
Die
Kurzgeschichte „Ein ruhiges Haus“ von Maria Luise Kaschnitz aus dem Band
„Gesammelte Werke“ ist im Jahr 1981 erschienen. Die Kurzgeschichte
handelt von einem älteren Ehepaar die durch Kinderhass sozialkritisch
auf eine jüngere Familie mit Kindern entgegengebracht wird.
Die
Handlung wird durch die Frage „Ein ruhiges Haus, sagen Sie?“ ausgelöst.
Der Leser erfährt schon am Anfang, dass es sich um ein Gespräch
zwischen zwei Personen handelt, es könnte sogar ein Telefongespräch
sein. Die Handlung schlägt sich aber bald in einen einseitigen Monolog
um, der von einer Frau, wessen Alter nicht angegeben ist, beschreitet
wird. Durch ihre Handlungen z. B. mit dem Besenstiel gegen Fußboden und
Decke klopfen oder ihren Wortlaut „jungen Ehepaare“, kann man ahnen, das
es sich hier vermutlich um eine ältere Frau handelt. Im Text wird ein
gelöstes Problem dieser Frau geschildert, wobei wir einen großen
Einblick in den Charakter der Frau und ihren Mann bekommen und vor allem
welche Einstellung sie gegen Kinder haben. In dem Text sieht man auch
wie verständnislos sie sich gegenüber den jungen Familieneltern zeigen.
Für die alte Frau und ihren Mann sind Kinde Störenfriede ihrer Idylle,
sie verursachen Lärm und machen Krach. Sie bezeichnet es als Hölle. Für
sie zählt nur die Ruhe.
Die Frau verkörpert einen sehr
egoistischen, gedankenlosen, heuchlerischen und oberflächlichen
Charakter. Sie beschwert sich empört bei den jungen Eltern indem sie
durch verschiedenen Methoden versuchen die Eltern der Kinder anzuregen,
diese zum Schweigen zu bringen z. B. indem sie „mit dem Besenstiel gegen
Fußboden und Decke klopfen. Der Leser erfährt, dass es sich um ein
kleines Mädchen, das zahnt und Zwillinge, die laufen lernen handelt.
Hier wird das Alter der Kinder indirekt erwähnt. Die Kinder werden von
der alten Frau als sehr abwertend beschrieben, von „Geheul, Getrampel,
Geschrei etc.“ ist hier die Rede.
Der Charakter der Frau wird
deutlich vor allem, als sie die Probleme der Eltern als „Ausreden“
abtut, bei ihr stoßen die Eltern nur auf taube Ohren. Sie sucht auch
nicht nach einem ernsthaften Gespräch und es gibt hier auch keinen
deutlichen Hinweis auf Etwaiges. Sie bringen nur ihr Anliegen den Eltern
der Kinder vor und erwartet, das diese sich nach ihnen richten sollen.
Im Falle von Verständnis machen sie den Eltern weitere Probleme, indem
sie sich „jede Woche einmal“ hinterhältig beim Hauswirt beschweren. Den
Eltern, die nicht davon ahnen, droht aus heiterem Himmel eine „fristlose
Kündigung“, hier sieht man auch den Charakter des Hauswirts, der für
ein altes Paar bereit ist, zwei Familien rauszuschmeißen und wie
unwillkommen Kinder in einer Wohnsiedlung sind. Die Erzählerin und ihr
Mann bilden eine Front gegen die jungen Ehepaare und der Hauswirt ist
durch seine unbarmherziges Durchgreifen auch auf der Seite der
Erzählerin. Die Eltern werden dadurch sehr unter Druck gesetzt und
müssen handeln, damit sie weiterhin in den Wohnungen leben können. Durch
die Erzählerin erfahren wir das die Wohnungen „allzu teuer“ sind, damit
deutet sie darauf hin, dass die Elternpaare nicht sehr reich sind und
deswegen die Kinder zum Schweigen bringen müssen. Durch diesen letzten
Feldzug herrscht auch wieder Ruhe. Dem Leser und auch der alten Frau ist
nicht bekannt, welche Maßnahmen die Eltern ergriffen hatten, um ihre
Kinder in den Griff zu bekommen.
Sie kann nur irgendwelche
Vermutungen anstellen, wie das die Kinder ihrer Meinung nach, an den
Bettpfosten gekettet wurden und dabei mit sehr vielen
Beruhigungstabletten zum Schweigen gebracht wurden. Sie merkt nicht, wie
grausam diese Methoden klingen, wenn man weiß, wie alt die Kleinen
sind.
„Jetzt grüßen wir die Eltern wieder, wenn wir ihnen auf der
Treppe begegnen“ ,dem Leser wird klar,das das alte Ehepaar während ihres
Konflikt die beiden Elternpaare ignoriert oder gemieden hatten.
Gegen Ende des Textes, als das alte Paar die jungen Eltern trifft,
fragen sie heuchlerisch, wie es den Kindern geht, woraufhin die Eltern
mit „gut“ antworten, dabei aber Tränen in den Augen haben. Dies lässt
vermuten, dass den Kindern etwas passiert ist. Die sprechende weibliche
Person und die jungen Eltern kennen sich. Ob sie sich jedoch gut oder
nur flüchtig beziehungsweise oberflächlich kennen, wird in diesem Text
nicht genauer beschrieben, aber wenn wir nach dem Charakter der alten
Frau ausgehen, könnten wir durch ihre Oberflächlichkeit, ihren Umgang
mit den Eltern der Kinder gut einschätzen.
Der Satzbau der
Geschichte ist sehr einfach ein genauer Dialekt wird nicht verwendet.
Die Sätze sind sehr kurz und streng dadurch wird verdeutlicht, dass die
ältere Frau noch leicht gerädert ist. Die Kurzgeschichte ist meiner
Meinung nach in 5 Sinnesabschnitte unterteilt, zwischen denen, könnte
man imaginäre Fragen von dem unbekannten Gesprächspartner an die ältere
Frau heraushören. Vor allem gibt es nur zwei indirekte Fragen , von dem
indirekt im Bezug genommenen Gesprächspartner, die die Frau zum erzählen
und nachdenken bringen. Der erste Abschnitt verläuft von Zeile 1 bis 4,
wo die Handlung ihren Anfang nimmt. Da wird gleich beschrieben, um was
sich es handelt, aber der Ort wird nicht genauer beschrieben, aber wir
könnten aus der Frage am Anfang entnehmen, dass sie sich in der Wohnung
des älteren Ehepaars aufhalten. In den zweiten Abschnitt (Zeile 5-9)
werden die ersten erfolglosen Gegenmaßnahmen und die Ausreden der jungen
Eltern beschrieben und das weitere Vorgehen der älteren Leute. Des
Weiterem (Zeilen 11-17) wird durch die fristlose Kündigung, der Haushalt
viel ruhiger. Doch es wird von der Erzählerin vermutet, dass die Kinder
durch Tabletten beruhigt wurden. Im letzten Abschnitt (Zeile 18 - 20)
werden die Eltern durch die ältere Frau gegrüßt und nach ihren Kindern
gefragt worauf die jungen Eltern mit einem „Gut“ antworten und mit
tränen in den Augen gehen. Der Autor hat die Erzählperspektive des
personalen Erzählers gewählt. Das heißt, es wird durch die Sicht einer
sprechenden Person erzählt und der Leser erfährt nur, was die Person
sagt oder macht. Der Autor verwendet verständliche und unkomplizierte
Wörter. In dem Text werden auch Redewendungen wie „war es die Hölle“
oder „dann war das Maß voll“ eingebaut, was ein deutlicher Hinweis auf
die Alltagssprache bzw. Umgangssprache ist. Die Person erzählt in
Präsens doch für die Schilderung, was davor passiert ist, wird das
Präteritum verwendet.
Insgesamt hat die Autorin die Geschichte
so geschrieben, dass der Leser die alte Ehefrau und den alten Mann
verurteilt. Der Leser bleibt sogar fast geschockt zurück, die Autorin
löst mit Absicht eine Reaktion aus dem Leser hervor.
Kaschnitz
kritisiert Kinderfeindlichkeit, was auch die Kernaussage der
Kurzgeschichte ist. In diesem Fall ist es ein altes Ehepaar, das mit den
jungen Eltern in einen Konflikt gerät durch das durch die lauten
Aktivitäten der Kinder ausgelöst wurde. Meiner Meinung nach wollte die
Autorin damit zeigen, dass Kinderfeindlichkeit in jedem Ort und zur
jeder Zeit passieren kann. Deswegen wurden auch keine genauen Zeit - und
Ortsangaben erwähnt. Diese Geschichte mit ihrem Thema ist auch in
unserer Zeit sehr aktuell, es gibt überall immer noch Menschen wie das
alte Ehepaar, die keinen Kinderwunsch haben,weil sie Kinder nicht mögen.
Das führt dazu, das ihnen die Erfahrung und Geduld fehlt, die
Eltern haben, darum kommt es bei manchen auch das fehlen von Verständnis
für Kinder. Heute sind in manchen Wohnungen, Wohnblöcken Familien mit
Kleinkindern unerwünscht, da diese zu viel Lärm machen, vor allem fühlen
sich Singles und ältere Menschen von diesem Lärm gestört, denn für die
meisten von denen ist „Ruhe“, ein sehr wichtiger Wert. Ein weiterer
Grund ist, dass sie ihre Nachbarn nicht stören und diese Einstellung
erwarten diese auch von jungen Familien, aber wie soll man Kinder vor
allem Kleinkindern beibringen ruhig zu sein ?
Diejenigen, die
kein Verständnis haben, setzten die jungen Eltern oft unter Druck, was
natürlich in sehr starke manchmal sogar radikale Änderungen in der
Erziehung der Kinder, vonseiten der Eltern hervorruft. Diese
Veränderungen hindern in manchen Fällen die Entwicklungen der Kinder.
Die alte Frau erzählt von „Tabletten“ und an den Bettpfosten
festbinden, sie merkt gar nicht, was für grausame Ideen und Gedankengut
sie hat, dem Leser wird somit klar, das diese Frau Erziehung mit
Kindesmisshandlung gleichsetzt. Deshalb kann sie auch nicht deuten,
warum die Eltern Tränen in den Augen hatten.